szmtag Neue Westfälische, 16.05.2013

Eintauchen in eine andere Welt

Nina Lange mit dem Kugelschreiber (r.) und Jill Eis mit dem Zeigefinger zeigen auf dem Globus, wo Namibia liegt. Im Süden Afrikas.Nina Lange und Jill Eis aus Werste weilen mit der Westfalen-Auswahl in Namibia, von EGON BIEBER

Bad Oeynhausen. Sie tauchten ein in eine andere Welt, abseits des Fußballplatzes auf dem afrikanischen Kontinent. "Es war erlebnisreich und faszinierend zugleich", schwärmen die 15-jährige Nina Lange und die 14-jährige Jill Eis, quasi Nachbarn in Werste, von ihrem ersten Trip in die große weite Welt. Als Fußball-Botschafter mit der U-15-Westfalenauswahl weilten die Fußballerinnen des FSV Gütersloh zehn Tage in Namibia.
Dort waren wir | FOTO: EGON BIEBER
 
Insgesamt 18 Mädchen, die Auswahl-Trainerin und ehemalige Nationalspielerin Kathrin Peter sowie ein Betreuer-Stab waren untergebracht im besten Hotel in Windhuk, doch außerhalb dieser Mauern lernten die jungen Mädchen auch das Elend kennen. "Ich war schon ein wenig geschockt, wie die leben. Einige Spielerinnen haben wir zu Hause besucht. Da wird einem so richtig bewusst, wie gut es uns hier geht", sagt Jill Eis und Nina Lange nickt zustimmend. "Die sind aber alle sehr freundlich, kommt man schnell mit den Menschen in Kontakt. Sie sind stolz auf ihre Kultur", sagt Nina Lange, und ist ebenso begeistert wie Jill Eis von der fast endlosen Weite und Schönheit dieses Landes. Das umfangreiche Rahmenprogramm neben den Fußball-Testspielen beinhaltete unter anderem einen Besuch auf einer Krokodil-Farm, eine große Safari mit dem Jeep sowie eine Safari zu Fuß. Und in der Deutschen Botschaft grillten alle zusammen. Zuvor präsentierten die Fußballerinnen der Namibia-Auswahl aber noch ihre afrikanischen Tänze und sangen einheimische Lieder. "Im August kommt die Fußball-Auswahl zum Gegenbesuch nach Westfalen. Dann müssen wir wohl auch was vorführen", sagt Jill Eis.
 
Und Fußball gespielt wird dann auch, ebenso wie kürzlich auf den Fußball-Plätzen in Namibia. Zweimal auf Kunstrasen und einmal auf einem abenteuerlich anmutenden Naturrasen in Otjiwarongo. Es war ein Einlagespiel im Rahmen eines Länderpokal-Turniers für Männer um den Newspaper-Cup. "Es hatte kräftig geschüttet und der Platz stand unter Wasser", erzählen die beiden Werster Fußballerinnen: "Und dann haben sie viel Sand auf den Platz transportiert. Mit Fußball hatte das auf diesem Untergrund dann nicht viel zu tun, wir haben 0:2 verloren. Diese Auswahlmannschaft von Namibia erinnerte allerdings mehr an ein U-20-Team, waren da richtige Kanten drin und die uns körperlich überlegen. Aber taktisch waren die auch gut geschult." Die Matches auf Kunstrasen endeten 3:3 und 1:0 für Namibia. "Von der Freundschaft neben dem Platz war beim Spiel dann nicht mehr viel zu merken, legten sie eine harte Gangart an", erinnert sich Nina Lange.
 
Die Spiele wurden auch im Fernsehen übertragen, so dass die Westfalen-Auswahlspielerinnen lokale Berühmtheit erlangten. "Wenn wir durch die Stadt gegangen sind, haben uns die Menschen erkannt", sagt Nina Lange, der sogar ein Heiratsantrag gemacht wurde. "Die Jungs wollten den Mädchen immer über die Haare streicheln", sagt Jill Eis, die mit Nina Lange seit etwa drei Jahren in den Westfalen-Auswahlteams kickt. Das Ziel der beiden ist die Frauen-Bundesliga. Bis dahin wollen sie in den Auswahl-Teams von Westfalen sowie den Mannschaften beim FSV Gütersloh Gas geben, um ihrem Traum näher zu kommen. Und noch einige Fußball-Reisen machen. "Das war ein toller Trip nach Namibia. Jederzeit wieder", sagen Jill Eis und Nina Lange aus Werste.
 
FLVW engagiert sich in Namibia
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen pflegt seit etwa 20 Jahren enge Beziehungen durch Vergleichsspiele der Auswahlmannschaften in Westfalen und Namibia. Vor einigen Wochen war erneut eine Auswahlmannschaft aus Westfalen (die B-Juniorinnen) dort. Regelmäßige gegenseitige Besuche und Lehrgänge trugen zur Vertiefung der Beziehungen bei. Während die Kontakte durch die Vergleichsspiele nur punktuelle Begegnungen darstellen, wirken die seit dem Jahr 2006 gepflegten Schulpartnerschaften vertiefend und sichern Kontinuität. Diesem Grundgedanken haben sich die Verantwortlichen des FLVW und des Ministeriums für Jugend, Nationaler Service, Sport und Kultur in Namibia verschrieben und eine entsprechende Initiative entwickelt.
 
Seit 2007 bildet der FLVW in Namibia auch Fußball-Trainer aus. Namibische Lehrer nehmen sehr gern an der Ausbildung teil, wie die letzten Jahre gezeigt haben. Der Jugend-Fußball in Namibia wird in den Schulen organisiert und entwickelt. Der Ruf nach Schulpartnerschaften wurde immer dringlicher. Für jede namibische Schule, an der ein Fußball-Trainer ausgebildet wurde, fand man eine Partnerschule in Namibia, möglichst alle Schulformen wurden berücksichtigt. Der FLVW hat die Kontakte zu Schulen in Westfalen gesucht und die sich anbahnenden Partnerschaften koordinierend unterstützt.