Mitteldeutsche zeitung, Kreis Wittenberg

Lebensqualität auf Rädern

VON FRANK GROMMISCH, 01.02.12
Fahrräder in Namibia
Fahrräder sind in Namibia begehrte Fortbewegungsmittel. Darum kam die Hilfsaktion gut an. (FOTO: JOHANNES WOLF)
AXIEN/MZ. Einwohner aus dem Jessener Land haben einen Beitrag für mehr Lebensqualität in Afrika geleistet. Durch ihre Fahrradspende konnten sie den Menschen in Namibia den Alltag erleichtern, nachdem die Drahtesel in hiesigen Fahrradwerkstätten, neben anderem am Jugendclub in Annaburg, in Ordnung gebracht wurden. "Ein Fahrrad bedeutet Mobilität, Freiheit, Unabhängigkeit", heißt es auf der Internetseite des Vereins "Fahrräder für Afrika". Neben der Fortbewegung zu Fuß stelle ein Fahrrad für viele Menschen im südlichen Afrika die einzige erschwingliche Möglichkeit zur Überwindung langer Distanzen dar. Auf diese Weise könnten Versorgungseinrichtungen, Krankenhäuser, Arbeitsstellen oder Schulen in angemessener Zeit erreicht werden.

Auch Almuth Heinze aus Axien erinnert sich gern an die Aktion im vergangenen Jahr, die im Elbe-Elster-Land eine große Resonanz fand. Dass dieses Projekt Spuren hinterlassen hat, merkt sie auch daran, dass es noch immer Anfragen gibt, wo denn alte Fahrräder abgegeben werden können. Zeitweilige Fahrradwerkstätten einzurichten, ist derzeit nicht vorgesehen, berichtete sie, aber wer ein Zweirad abgeben möchte, könne im Pfarramt in Axien nachfragen, bietet Almuth Heinze an. Von dort wäre es dann möglich, die Drahtesel nach Oschatz im Nachbarkreis Nordsachsen zu transportieren. Aus gutem Grund geht es zunächst in diese Stadt, denn dort ist der Vorsitzende des Vereins "Fahrräder für Afrika", Johannes Wolf, zu Hause.

Mehrere hundert Fahrräder sind in Oschatz bereits wieder zusammengekommen, berichtete Almuth Heinze der MZ. Im kommenden Frühjahr sollen die Drahtesel per Container nach Afrika verschifft werden. Diesmal wird nicht, wie 2011, Namibia, sondern Sambia das Ziel sein. Vorgesehen ist aber, die guten Erfahrungen aus Namibia zu nutzen. Die Ankunft des Containers mit rund 450 Fahrrädern dort war der Startschuss für die Ausbildung der Mechaniker. Dazu gehörte auch ein zweiwöchiges kaufmännisches Training. Es beinhaltete neben anderem, wie man Preise und Löhne festlegt, Kundengespräche führt und die unumgänglichen monatlichen Lage- und Finanzberichte erstellt. So bleibe transparent, was verkauft wurde und wie die Gewinne verwendet werden. Mit dem Ausbildungsabschluss sind die Mitarbeiter der Fahrradwerkstatt dann in der Lage, eigenverantwortlich, unabhängig und nachhaltig Fahrräder und Ersatzteile zu verkaufen und Reparaturarbeiten auszuführen, berichtet Johannes Wolf.

Wenn sich auch in der Vereinsarbeit der Blick nach vorn richtet, so wird es wohl an prominenter Stelle auch eine Rückschau geben. Die Botschaft von Namibia hat signalisiert, als Vermittler fungiert hier der Hohndorfer Volker Kummer, dass sie sich bei aktiven Helfern der Fahrrad-Aktion bedanken möchte. Das könnte im März geschehen, am 21. steht wohl der Nationalfeiertag von Namibia an. Zudem ist es denkbar, dass in der Auslandsvertretung von Namibia in Berlin eine Fotoausstellung gestaltet wird, die Auskunft gibt, wie die hiesigen Fahrräder auf ihren Weg in das afrikanische Land vorbereitet werden. "Das wäre sehr schön", meinte Almuth Heinze. Eine genaue Terminabsprache müsse da noch erfolgen.