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In einem Armenviertel Namibias begleiten Rotarier aus der Region Waisenkinder auf dem Weg ins Leben

Rotarier in Namibia: Leben, nicht nur überleben

Melsungen/Omaruru. Die Obstbäume, die Werner Oelze vor mehr als zwei Jahren mühsam im harten Boden eingrub, tragen Früchte. Auch das Waisenhaus in einem Armenviertel Namibias ist gewachsen, seit der Spangenberger zum ersten Mal vor zwei kleinen Hütten stand.

Rotarier_Namibia

So bunt wie ihre Heimat: Bei seinem letzten Besuch brachte der Spangenberger Werner Oelze (vorne links, neben ihm die Rotarierin Marion Wildenhayn) jedem Kind T-Shirts, Shorts und Kappen mit.

Das war im Jahr 2005. Der Rotary Club Melsungen-Spangenberg hat die Einrichtung in der Kleinstadt Omaruru mit bisher 90 000 Euro, freiwilligen Helfern und Paketen voll Nützlichem unterstützt.

Das Omaruru Childrens Haven ist zwar als Waisenhaus staatlich anerkannt, „doch der Staat“, sagt Werner Oelze, „gibt keinen Pfennig dazu.“

30 Kinder, die jüngsten sind zwei, die ältesten 18 Jahre alt, wachsen unter dem Dach des Waisenhauses auf. Sie kommen von verschiedenen afrikanischen Stämmen, doch sie haben eins gemeinsam: Ihre Eltern haben sie verlassen. Manche sind an Aids gestorben, andere haben sie als Baby ausgesetzt, wieder andere sitzen im Gefängnis.

„Wir geben den Kindern zu essen, doch wir müssen ihnen viel mehr geben als das.“

„Viele Kinder sind traumatisiert“, sagt Oelze. Im Waisenhaus fangen sie neu an: Sie gehen zur Schule, lernen schreiben und rechnen, sie toben auf dem Bolzplatz.

Im Omaruru Childrens Haven geht es nicht ums Überleben. Es geht um viel mehr. Vor einigen Wochen sind in Omaruru drei Klassenzimmer angekommen. Rotarier aus Bad Segeberg haben die Container mit Werkzeugen, alten Fahrrädern und Computern gefüllt und verschifft. „Wir wollen die Kinder dort auf den Beruf vorbereiten“, sagt Oelze. Der 75-Jährige arbeitet eng mit den Rotariern aus Norddeutschland zusammen. Die Jugendlichen sollen Handwerkszeug lernen, Schreinern, Schweißen, auch Zehn-Finger-Schreiben, von allem ein bisschen. So haben sie bessere Chancen, auf einer Farm im Umland eingestellt zu werden. Die Farmen sind, neben ein bisschen Mamorindustrie und einer Hand voll Supermärkten, die Hauptarbeitgeber in der Region.

Der Abschied von jenen Kindern, die zu Erwachsenen wurden, ging in der Vergangenheit oft zu schnell. „Manche Jugendliche fingen an zu rauchen, sie kamen in Kontakt mit Alkohol, manchmal auch Drogen“, erinnert sich Oelze. In Zukunft sollen die deutschen Freiwilligen vor Ort, die unter anderem der Rotaryclub aussendet, den Jugendlichen den rechten Weg weisen.

Bald will der Spangenberger zum neunten Mal nach Namibia fliegen. Ein Schlossermeister soll ihn begleiten, um Fenster und Türen in die Container zu schneiden. Schon bald sollen die Jugendlichen in den improvisierten Klassenräumen lernen – für ein besseres Leben. „Wir geben den Kindern zu essen“, sagt Werner Oelze, „doch wir müssen ihnen viel mehr geben als das.“