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Merblatt Fischereiwirtschaft

Namibia liegt im Südwesten Afrikas.  Seine 200 Meilen breite Wirtschaftszone befindet sich im Benguela Meeresströmungsystem, eines der größten und produktivsten Meeresgrunde.

Die starken Strömungen werden von starken Südwestwinden beeinflußt und stellen die Grundnahrungsproduktion des Meeresgrundes dar.  Große Gebiete sauerstoffarmer Gewässer werden durch starke Ströme unter der Meeresoberfläche und lokale Verrottungsprozesse geformt.  Alle 7 bis 10 Jahre wird dieses Meeressystem stark von ‚Benguela ninos‘ heimgesucht, verursacht durch das Einströmen großer Mengen tropischer Gewässer.

Namibias 1500 km langer Küstenstreifen, mit einer Fangfisch-Menge von ca. 1,2 Mio. Tonnen etwa 20 kommerziell nutzbarer Arten, verfügt über eines der reichsten Fischgründe der Welt.  Die kommerziell nutzbare Biomasse umfasst hauptsächlich kleine, pelagische Fischarten (Sardine, Hering, Anchovis, und Jungmakrelen), größere pelagische Fischarten (ausgewachsene Makrele, Seehecht und Tiefsee-Arten wie Seezunge, Tunfisch und Krabben) und Hummer/Langusten entlang den flachen Gewässern der Riffs.   Des weiteren werden andere maritime Ressourcen wie Algen, Seetang, Guano und Robben auch kommerziell genutzt.

Namibias Fischerei und fischverarbeitende Industrie mit einem Exportanteil von 25 % und einer Wertverdoppelung seit 1996 macht sie zum zweitwichtigsten Wirtschaftsfaktor.  Die Fischindustrie gilt des weiteren als wichtigster Arbeitsplatzbeschaffer mit ca. 14.000 Arbeitsplätzen und als Business Generator.  Zusammenfassend trug dieser Wirtschaftssektor 7,5 % in 2000, im Vergleich zu 5,2% in 1996, zum BIP bei.

Der gesunde Zustand der Fischwirtschaft wird weiterhin bestätigt durch den jährlichen Anstieg von hochwertigem, gelandeten Fisch.  Zwischen 1996 und 2000 hat sich der Wert des nutzbaren, gelandeten Fisch annähernd verdoppelt.

Namibia gehört weltweit zu den 10 größten Fischerei-Ländern.  Internationale Vereinbarungen und Zusammenschlüsse, denen Namibia beigetreten ist, begünstigen den Handel mit Fisch und Fischprodukten.  So gehen allein 70 % der Ausfuhren in die EU- und AKP-Mitgliedstaaten sowie in die Länder des südlichen Afrika (SACU und SADC).  Aufgrund der damit verknüpften Zollfreiheiten erzielt Namibia einen Preisvorteil von etwa 15% gegenüber den Mitbewerbern Island, Norwegen, Rußland und Neuseeland.

Die direkten Regierungseinnahmen aus der Fischwirtschaft durch Abgaben (quota fees, marine Resources Fund Levy, by-catch levy & licence fees) der Fischereiflotten und der verarbeitenden Industrie sind zwischen 1996 und 2000 um ca. 30 % angestiegen und betrugen rund N$ 97 Million (€ 9,7 Mio.).  Die Abgaben werden verwendet um Forschung und Berufsbildung seitens der Regierung zu betreiben.  Weiterhin wird in moderne Monitor-, Überwachungs- und Kontrollsysteme investiert (MCS System), z.B. das „Vessel Monitoring System“ und der Kauf eines Patrouillenbootes.

Seit der Unabhängigkeit Namibias wurden mehr als N$ 2 Milliarden (rund € 200 Million) in den Fischsektor investiert.  Die Investitionen galten dem Aufbau einer Fischereiflotte, Verarbeitungsanlagen und der damit verbundenen Infrastruktur.  Zur Zeit befindet sich der Entwicklungsstand der Fischwirtschaft auf dem Stand der Primär- und Sekundärverarbeitung von Fisch.  Weitere Investitionen werden für den Ausbau dieses Wirtschaftszweigs benötigt, z.B. zur Weiterverarbeitung von Fischresten aus den vorherigen Produktionsschritten.

Die Namibische Fischwirtschaft wird in ihren Bemühungen zur Entwicklung dieses Industriesektors ferner von internationalen Organisationen durch finanzielle und technische Hilfe unterstützt.  Dazu gehören Organisation wie GTZ, NORAD, die EU, FAO u.v.a.

Gesetzesgrundlage zur Fischwirtschaft

Am 1. August 2000 ist das „Marine Resources Act (2000)“- Gesetz in Kraft getreten und ersetzt somit das „Sea Fisheries Act“ von 1992.  Das neue Gesetz spricht vor allem das Management der maritimen Ressourcen an.  Die Neuregelungen zur kommerziellen und privaten Nutzung der maritimen Ressourcen von Namibia traten somit auch am 1. August 2000 in Kraft.

Neuregelungen der kommerziellen Nutzung der Ressourcen sind z.B. Binnenfischerei, Fischzucht (Aquaculture) und internationale gesetzliche Fischerei – und Fischwirtschaftsvereinbarungen (international legal fisheries obligations).

Das Management des Fischsektors wird zentral in Bezug auf die Vergabe der Fischereirechte, Fischereiquoten und Qualitätskontrolle der Produkte zum Export sowie nationale Forschungszwecke über die Regierung der Republik Namibia gesteuert.  Fischereiquoten werden jährlich durch Forschungsergebnisse festgelegt und nur an Fischereirechtehalter vergeben um die Nachhaltigkeit des Fischsektors garantieren zu können - wie auch in der namibischen Verfassung verankert.

Die Vergabe von Fischereirechten wurde nach der Unabhängigkeit Namibias eingeführt und erstmals in 1994 praktiziert.  In 1994 wurden Fischereirechte für 4, 7 und 10 Jahre vergeben.  Im Juni 2001 wurden die Zeiträume der Rechte auf 7, 10 und 15 Jahre, mit der Einführung eines 20 Jahre gültigen Fischereirechtes, geändert.  Dieser Beschluss der Regierung war das Ergebnis umfangreicher privater Investitionen in den Fischsektor und der daraus resultierenden Reife und Weiterentwicklung der Fischwirtschaft in Namibia.  Kurzzeitrechte haben zuvor eher dem Fischsektor geschadet und es den Neulingen in der Fischwirtschaft erschwert, sich seriös in diesem Sektor beteiligen zu können.

Zu den 152 insgesamt erteilten Fischereirechten zählen auch Rechte zur Nutzung anderer maritimer Ressourcen, wie zum Beispiel Rechte zur kommerziellen Nutzung von Robben (4), Sardinen / Hering (22) und Guano (1), industrielle Angelrechte (10) und Ski-Boot-Rechte (11).  Zusätzlich werden noch Fischereirechte für Forschungszwecke und die Erprobung von neuen, verbesserten Fang- und Verarbeitungsmethoden an die Industrie vergeben (z. B. kommerzielle Nutzung von Hai und Rochen).

Fischereirechte werden nach Ablauf nicht automatisch erneuert, sondern obliegen einem Antrag und einem Motiv zur Erteilung/Verlängerung der Rechte.  Das heißt, vor Ablauf der Fischereirechte muß jeder Halter die Verlängerung / Erneuerung der Rechte beantragen und begründen.  Fischereirechte werden vom Minister für Fischerei und Maritime Ressourcen vergeben.

Neue, zusätzliche Fischereirechte werden erst wieder in 2007 erwägt.

Fischereiquoten werden auf der Basis „Freezer, Wet und Basic Minimum“ vergeben.  Für Seehecht z. B. gilt, dass mindestens 60% der jährlichen Quote an Land verarbeitet werden muss (wet).  Diese Regelung garantiert Arbeitsplatzsicherung und -schaffung.

Das „Basic Minimum“ wird anhand jährlicher Fischereibestandsaufnahmen und Forschungsergebnisse festgelegt und variiert von Jahr zu Jahr.  Jedem Fischereirechthalter wird dementsprechend eine Jahresquote zugestanden, die bis zum Ende der Fischsaison zu nutzen ist und nicht auf das kommende Jahr übertragbar ist.

Namibia ist Mitglied in einer Vielzahl internationaler Organisationen, die die nachhaltige Nutzung der endlichen Fischressourcen zum Ziel haben.  Dazu zählen der SADC-Verbund,  die South-East Atlantic Fishery Organisation (20. April 2001),  INFOPECHE (10. Oktober 2001), CITES (1990), FAO, International Convention for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT; 1996), Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Ressources (CCAMLR;  1997 & 2000), Intergovernmental Oceanographic Commission IOC; 25. April 2001) und South-West Indian Ocean Fisheries Commission (SWIOFC; Kommission noch nicht final gegründet, aber Konsultation seit April 2001).

„Namibianisierung“

Im Wesentlichen kann der Prozess der „Namibianisierung“ unter folgenden Gesichtspunkten zusammengefaßt werden:

# Effizientes und effektives Reglementieren der Fischwirtschaft
# Gesicherte Nachhaltigkeit des Sektors
# Sozialer Aufschwung, Gleichberechtigung und nationale Versöhnung
# Investitionen und wirtschaftliches Wachstum
# Wirtschaftlicher Wettbewerb, Effizienz und Aufrechterhaltung der geschaffenen Strukturen.

Der Begriff versteht sich auch als die Vergabe von mehr Rechten an Namibier im Allgemeinen, aber vor allem das Partizipieren von Namibiern an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes bezüglich Eigentumsrechte, Beschäftigungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, Managementbeteiligung und Beteiligung bei der Vermarktung und Verarbeitung in der Fischwirtschaft.  Dieser Prozeß soll sich in allen sozialen Sichten wiederfinden können, d.h. Senioren, abgelegenen Kommunen, Waisen usw.
Die Fischwirtschaft und Soziales

In den vergangenen Jahren der Unabhängigkeit hat die Fischwirtschaft rund N$ 33 Mio. für soziale Zwecke in Namibia aufgewendet.  Dies ist ein Zeichen des Vertrauens, der Widmung und der uneingeschränkten Großzügigkeit des Fischsektors.  Die Unterstützung galt hauptsächlich dem Bau von Schulen, Kliniken und anderen sozialen Einrichtungen in Namibia.  Die Regierung der Republik Namibia weiß diese kontinuierliche Unterstützung zu schätzen und zu würdigen.

Die Zukunftsperspektive der Fischwirtschaft

Der Sektor der Fischverarbeitung soll in Namibia mit Hilfe ausländischer Investitionen deutlich ausgebaut werden.  Walvis Bay, einschließlich der notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen, ist in diesem Bereich schon jetzt eines der wichtigsten Zentren der südlichen Hemisphäre.  Die wachsende Fischindustrie soll künftig auch mit Fängen aus nicht-namibischen Gewässern versorgt werden, vor allem mit hochwertigem Tiefseefisch.  Investitionen, Vorschläge zur verbesserten Nutzung der vorhandenen Ressourcen, nationale und internationale Kooperationen, Technologie- und Know-how-Transfer usw. sind willkommen.

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